RBB-Intendantin Katrin Vernau - Foto RBB/Gundula Krause
Alles neu macht der September. Am 1. (spätestens am 14.) September 2023 erfolgt der Wechsel an der Spitze des RBB. Auf Interims-Intendantin Katrin Vernau folgt die für 5 Jahre im vierten Wahlgang gewählte Intendantin Ulrike Demmer. Katrin Vernau hatte nach dem Chaos um Patricia Schlesinger für ein Jahr die Senderleitung übernommen und alles geschah auf Wunsch von WDR-Intendant (und damaligen ARD-Vorsitzenden) Tom Buhrow. Nun kehrt Vernau zum WDR nach Köln zurück, als WDR-Verwaltungsdirektorin wurde sie für die Aufgabe in Berlin beurlaubt. Jetzt heißt es für Frau Vernau Koffer packen, aber zuvor hat sie gegenüber der dpa (26.7.23) noch einmal ihre Position erläutert.
Mit den RBB-Gremien hatte Vernau durchaus Differenzen, wie die Monate vor der Intendanten-Wahl deutlich machten. Für eine Bewerbung um den Führungsposten wollte sich Vernau nicht bewerben, sie wollte vom Rat gefragt werden. Der Rundfunkrat kam ihrem Wunsch nicht nach – auch nicht am Wahltag in letzter Minute. "Ich bin nach wie vor der Auffassung, dass man mich hätte fragen können, wenn man Interesse gehabt hätte, dass ich hier weitermache", sagt sie im Gespräch mit der Nachrichtenagentur. "Es ist sogar die Verantwortung einer Findungskommission, nicht nur eine Stellenanzeige zu schalten, sondern auch − wenn sie denkt, dass es geeignete andere Kandidaten gibt, die sich nicht formal sofort beworben haben − die dann auch anzusprechen." Hätte sich Katrin Vernau beworben und wäre gewählt worden, und hätte die gleichen Konditionen wie Ulrike Demmer akzeptiert, wäre ihr Gehalt allerdings deutlich gesunken. Derzeit verdient sie als RBB-Intendantin 295.000 Euro im Jahr (mit Zulagen rd. 314.000), im WDR kam sie 2021 auf rund 247.000 Euro - Plus ca. 10.000 Euro an Sachbezügen. Die neue RBB-Intendantin Demmer wird deutlich weniger verdienen, im Gespräch ist eine Summe zwischen 180.000 und 220.000 Euro (Plus Zulagen), welche der Verwaltungsrat festlegen wird.
Noch-Intendantin und Ökonomin Katrin Vernau übt im dpa-Gespräch generelle Kritik an den RBB-Kontrollgremien, an Rundfunk- und Verwaltungsrat. So moniert sie deutlich, dass die Geschäftsleitung der Sendeanstalt bis heute nicht vollständig nachbesetzt worden sei. In zwei von drei Direktionen sind die Leitungspersonen derzeit beispielsweise nur geschäftsführend im Amt. "In jedem Unternehmen, wo die komplette Geschäftsleitung das Unternehmen verlässt, schaut man, dass man die Unternehmensleitung so schnell wie möglich wieder auf ordentliche Beine stellt. Und in einem Unternehmen in der Krise würde man es noch dringlicher ansehen normalerweise, aber im RBB offensichtlich nicht", so Vernau im Klartext. Sie habe immer wieder auf die "fragile Situation in der Geschäftsleitung" hingewiesen. "Wir hätten noch eine andere Schlagkraft gehabt, wenn ich mein Team noch hätte komplettieren können. Der Vorwärtsgang muss jetzt eingeschaltet werden." Das Problem ist aber auch, dass sich Rundfunk- und Verwaltungsrat vor einigen Monaten ebenfalls neu konstituiert hatten, mit neuen Vorsitzenden. Die Räte mussten sich dann erst einmal einen Überblick im Chaos-RBB verschaffen. Die Wahl eines neuen RBB-Intendanten (bzw. Intendantin) stand auf der Tagesordnung und diese Wahl war bekanntlich auch eine Wahl, die dem Chaos im Funkhaus in nichts nachstand. Dabei ging es um mögliche Kandidaten, Absagen und Zusagen und um zumutbare Jahresgehälter. Reduzierte Gehälter. Ein Bewerber aus Bremen (ein Programm-Direktor) sagte deshalb schriftlich ab.
Im dpa-Gespräch stellte Intendantin Vernau die nächste Sparrunde beim RBB in Aussicht, sollte es nicht zu einer Beitragserhöhung kommen. Wenn man auf die Beitragsanpassung warten müsse, habe man "erheblichen Druck im Budget", so Vernau. Alle Preissteigerungen müsste man dann abfangen. Das würde "unweigerlich die nächste Sparrunde einläuten". Die erste Sparrunde in Höhe von 49 Mio. Euro hatte sie gleich bei Amtsantritt verkündet. Derzeit prüft die Finanzkommission KEF den angemeldeten Finanzbedarf von ARD, ZDF und Deutschlandradio. In der Folge wird die Kommission einen Vorschlag zur künftigen Höhe des Rundfunkbeitrags machen, der muss dann noch von den 16 Bundesländern abgesegnet werden. Aktuell haben aber 6 Ministerpräsidenten bereits erklärt, einer Erhöhung nicht zustimmen zu wollen - das geht laut Bundesverfassungsgericht aber nur in Ausnahmefällen.
Zwischen der Bewilligung des bei der KEF angemeldeten Finanzbedarfs und der Fortschreibung der heutigen Beitragshöhe liegen für den RBB nach Angaben von Katrin Vernau 150 Mio. Euro. "Anders gesagt: Wenn wir den bei der KEF angemeldeten Betrag bekommen, dann haben wir als RBB 150 Mio. Euro mehr in der gesamten nächsten Beitragsperiode 2025-2028." Wenn dieses Geld nicht komme, könne man auch keine Tarifsteigerungen durchführen, so Vernau. Die aktuellen Verhandlungen laufen sehr schleppend, zuletzt legten 353 von rund 1.500 freien Mitarbeitern die Arbeit nieder und verabschiedeten sich in einen kurzfristig angekündigten Urlaub: „Wir sind nicht da“. Auf die neue Intendantin Demmer kommt mehr Arbeit zu als ihr lieb sein kann. Aber warum z.B. soll nur eine Bundestags-Abgeordnete (und Parl. Staatssekretärin) aus Friesland eine 60-Stunden-Woche haben? Ulrike Demmer wollte ja unbedingt ins Büro in der 13. RBB-Etage einziehen. Da zumindest, hat sie einen schönen Blick auf die Hauptstadt Berlin und die vielen Probleme einer Metropole.
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