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Das Schneckentempo im ÖRR


ARD-Vors. Kai Gniffke - Foto SWR / Patricia Nellgan


Ein ARD-Vorsitzender hat kein einfaches Leben und Rundfunkgeschichte kann er eigentlich auch nicht schreiben. Da die Kassen ständig klamm sind und der ÖRR aber immer neue Aufgaben übernimmt, sitzt der ARD-Chef Kai Gniffke zwischen allen Stühlen. Aber immer noch mehr Geld fordern macht die Bürger wütend, 3 von 4 lehnen eine Gebührenerhöhung ab, und die Landespolitiker bekommen immer größere Bauschmerzen. Ihr habt doch für 13 Sendeanstalten schon 11 Mrd. Euro pro Jahr zur Verfügung, wie viel Geld wollt ihr denn noch kassieren – schallt es aus Politik, Medien, Wirtschaft und Bevölkerung. Anfang 2025 soll der Rundfunkbeitrag um monatlich 58 Cent steigen. Soll – doch 7 Länder sind strikt dagegen. MP Haseloff aus Magdeburg: Wir können es den Bürgern nicht zumuten. Doch Kai Gniffke ist optimistisch und erklärt mit stoischer Ruhe: "Ich finde es richtig, dass sich alle an Recht und Gesetz halten. Es wäre misslich, wenn sich jeder aussuchen könnte, an welche Gesetze er sich hält und an welche nicht". Die Finanzprüfkommission KEF hatte den ÖRR durchleuchtet und eine Empfehlung von 58 Cent ausgesprochen und die Landes-Regierungen und -Parlamente sollen dem folgen. Er nehme jedenfalls inzwischen mehr Zurückhaltung aus den Ländern wahr - sodass man "längst nicht alle Hoffnung fahren lassen" solle. Ein Gang nach Karlsruhe wäre somit gar nicht nötig.


"Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, dass wir dieses große Projekt angehen können", sagte Kai Gniffke im ARD-Pressegespräch am 25.4.2024. Vorankommen werde man auch bei der Zentralisierung von Verwaltungsaufgaben - so stellen die noch fehlenden drei Landesrundfunkanstalten/LRA zum 1.1.2025 auf SAP um, womit gemeinsame Lösungen etwa bei Gehaltsabrechnungen oder Reisekosten möglich würden. Auch da steckt einiges an Potential - von dem man von außen allerdings wenig mitbekommen wird. Stimmt, die ARD hat sich im Klein-Klein (Reförmchen) verewigt. Seit Monaten wird über Kompetenz-Center für Genres in den 7 Dritten gesprochen – nur die Einsparungen dürften eher gering sein. Nun will man eine zentrale "Tech-Unit" gründen. Diese soll künftig dafür sorgen, dass die technische Gesamt-Architektur der ARD aus einer Hand kommt, dass nicht mehr jede LRA ein eigenes CMS oder ein eigenes Schnittsystem hat. "Da steckt riesengroßes Potential drin, auch finanzielles", so Gniffke. Und es soll demnächst Gespräche mit ZDF und DRadio zur Schaffung einer gemeinsamen technischen Plattform geben. Warum erst jetzt?


Und dann fragen Journalisten ständig nach, wann ein FS-Digitalkanal eingestellt wird. Gniffke wies darauf hin, dass es keine Pflicht zur Abschaffung eines Senders gebe, "aber wir sind im Wort" - irgendwann muss die Entscheidung also fallen. Doch trotz allen Spardrucks will offenbar keiner der 4 großen LRA von seinem Digitalkanal lassen. Es habe "intensive Diskussionen" gegeben, die man angesichts der Fülle anderer Themen nicht zu Ende habe führen können - schließlich gehe es auch um Arbeitsplätze. "Dass wir uns für diese knifflige Aufgabe Zeit nehmen, ist richtig. Dass es länger dauert als geplant, ist schade", so Gniffke. Zur Wahrheit gehört aber auch, die Einsparung wäre sehr gering. Nur zw. 10 und 11 Mio €/Jahr brächte eine Einstellung von ARDone oder ARD-Alpha. Es wäre nur ein Symbol, mehr nicht.


Eine Milliarden-Summe könnte die ARD aber einsparen, wenn sie eine zentrale Einrichtung für die gesamten Verwaltungsaufgaben schaffen und so die 9 LRA massiv entlasten würde. Denn, so Gniffke, er habe natürlich ein Herz für kleine und finanzschwache Landessender. Dann stellt sich aber erst Recht die Frage, warum Prof. Kniffke nicht mutig voran geht und mit einem großen Wurf die ARD von ihren notorischen Finanzsorgen befreit. Warum nicht alle Verwaltungsaufgaben wie Gehaltsabrechnungen, Reisekosten, Lizenzen, Einkauf Büro- u. techn. Material usw. von einer einzigen Betriebseinheit verwalten? Auf einen Schlag wird weniger Personal benötigt (zumal über 50% bald in Pension gehen) und freiwerdende Gebäude könnten vermietet oder verkauft werden. So würde jeder kluge Unternehmer handeln und dann könnte man auch von einer wirklichen Reform sprechen. Der ARD-Vors. Kai Gniffke könnte eigentlich in die Rundfunkgeschichte eingehen. Könnte – wenn es nicht die ARD wäre.



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