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In Japan wird die Fernseh-Gebühr gesenkt

Und die ARD fordert zusätzlich 3 Milliarden Euro von den Bürgern

Das geschah in Deutschland bisher nur einmal. Im Jahr 2015 mussten die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten von ARD und ZDF auf Druck der Landespolitiker den Rundfunkbeitrag von 17,89 auf 17,50 Euro pro Monat (2,2 Prozent) senken. In Japan dürfen sich die Zuschauer nun freuen – auch ohne Weihnachten. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Jahre senkt die öffentlich-rechtliche Sendeanstalt NHK (Nippon Hoso Kyokai) die Gebühren (FAZ 28.11.2018). In zwei Schritten bis Oktober 2020 werden die Gebühren um etwa 4,6 Prozent verringert. Zuletzt senkte NHK die Gebühren 2012 um durchschnittlich 7 Prozent. Mit der neuen Verringerung weitet Japan seinen Preisabstand gegenüber der deutschen Rundfunkgebühr von 17,50 Euro im Monat aus. Der NHK-Empfang über terrestrische Sender (zwei Programme) kostet künftig nur noch 1.201 Yen im Monat (9,30 Euro). Für den Empfang von zusätzlich zwei Programmen über Satellit werden künftig 2.128 Yen fällig (16,40 Euro). Der Radio-Empfang ist kostenfrei.

Die Schwerpunkte liegen in den Bereichen Information, Regionales, Kultur und Bildung. Hinzu etwas Sport und Angebote für die junge Generation. Die japanischen Haushalte können wählen, ob sie auf die Satellitenübertragung verzichten und somit Gebühren sparen. Wer kein Fernsehgerät besitzt, muss in Japan, anders als in Deutschland, auch keine Gebühr zahlen. Zudem bietet NHK auch kundenfreundliche Ermäßigungen, wenn die Bürger über Dauerauftrag oder Kreditkarte oder für mehr Monate im Voraus zahlen. NHK gehen durch die Gebührensenkung 32,8 Milliarden Yen Einnahmen von derzeit 706 Milliarden Yen (5,5 Mrd. Euro) im Jahr verloren. Die NHK-Entscheidung war nicht freiwillig. Es war der Preis dafür, dass NHK sich künftig an einer von privaten Fernsehsender betriebenen Internet-Plattform beteiligen darf, auf der Sendungen live und für einige Tage nach Sendung angeschaut werden dürfen. Die Rundfunkanstalt will damit versuchen, mehr und jüngere Kunden zu erreichen. Im vergangenen Jahr hatte NHK noch von dem Wunsch nach einer Internet-Gebühr für Besitzer von Computern oder Handys gesprochen. Davon ist zur Zeit keine Rede. NHK betreibt schon jetzt einen „Video-auf-Abruf“-Dienst, auf der gegen Gebühr verpasste Sendungen geschaut werden können. Dort werden künftig alle Sendungen für eine Woche lang abrufbar sein.

Auch in Europa werden teilweise die Gebühren gesenkt. In der Schweiz hatte die öffentliche SRG schon am 4.3.2018 angekündigt 30 Millionen Franken (26,4 Mio.Euro), bei einem Budget von heute 1,6 Milliarden Franken (1,4 Mrd.Euro), einzusparen. Einschneidender und beim TV-Publikum höchst willkommen ist aber die Maßnahme, die Werbung einzuschränken. Der SRG-Generaldirektor versprach, Unterbrecherwerbung bei Serien und Filmen abzuschaffen. Und die SRG will ihr Engagement für Schweizer Serien und Filme erhöhen. Sie will sich online zurückhalten, dieses ist zentral für private Medien. Die SRG hat inzwischen eine gemeinsame Radioplattform mit privaten Sendern aufgebaut. Und sie will ihre Archive für andere Medien öffnen.

In Dänemarkt wird die Gebühr komplett abgeschafft und der Etat vom öffentlichen Rundfunk gesenkt. Die dänische Minderheitsregierung aus drei liberalen und konservativen Parteien und die rechte Volkspartei haben beschlossen, die Rundfunk-Gebühr abzuschaffen und gleichzeitig soll der Etat vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk „Danmarks Radio“ (DR) in den nächsten fünf Jahren um 20 Prozent reduziert werden. Die Finanzierung erfolgt ab 2019 über Steuern – die aber nicht erhöht werden sollen. Angekündigt wurde diese Reform auf einer Pressekonferenz am 16. März 2018 von Finanzminister Kristian Jensen. Dabei darf DR selber entscheiden, in welchen Bereichen gespart werden soll. Die Monatsgebühr beträgt aktuell umgerechnet 28,25 Euro, der Rundfunk-Etat 426,9 Mio. Euro und die Kürzungen werden sich in den fünf Jahren auf 103,77 Mio. Euro belaufen. DR strahlt 6 Fernseh- und 9 Hörfunk-Programme aus. Drei Radioprogramme wurden bereits vor einiger Zeit eingestellt. 

In Deutschland dagegen fordert der ARD-Vorsitzender Ulrich Wilhelm mehr Geld von den Zuschauern. Wir wollen 750 Millionen Euro mehr im Jahr (3 Mrd. € für vier Jahre) oder die Programme werden massiv reduziert. Und das, obwohl die KEF am 19. Februar 2018 ARD und ZDF einen Überschuss von 544,5 Mio. Euro bis 2020 bescheinigt hat. Der Intendant vom Bayerischen Rundfunk (seit 2010) und ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm verschärft den Ton gegenüber der unabhängigen Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF), den 16 Ministerpräsidenten der Länder und den Landtagsabgeordneten. Derzeit sind die Fronten zwischen den Beteiligten betreffend einer „moderaten“ Gebühren-Erhöhung um ca 0,49 Euro verhärtet.

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