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Freud und Leid beim RBB


RBB-Funkhaus Berlin - Foto Oliver Ziebe


Der rbb befindet sich nicht gerade auf der Sonnenseite und so hat sich die ör Sendeanstalt eine aufschlussreiche Imagestudie gegönnt. Wie ein rbb-Sprecher auf Anfrage mitteilte, wurde die Umfrage in "unserem Auftrag von einem professionellen Meinungsforschungs-institut im November/Dezember 2023 online und telefonisch durchgeführt, das Institut hat auch die repräsentative Auswahl der 2021 Teilnehmenden (ab 14 Jahren) sichergestellt.  Unser Ziel war es, einen eigenen Eindruck von der Stimmung gegenüber dem rbb zu gewinnen und etwas darüber zu lernen, wie die Menschen in der Region die Arbeit unseres Senders einschätzten und wie sie unsere Angebote nutzen". Da der rbb noch immer reichlich an den negativen Folgen des Schlesinger-Skandals zu werkeln hat, wollte die neue Inten-dantin Ulrike Demmer von den Bürgern einmal die ungeschminkte Meinung einholen. "Über die Kosten geben wir keine Auskunft, sie bewegen sich im marküblichen Rahmen", so der Sprecher weiter und "wir haben noch nicht entscheiden, in welcher Frequenz wir die Um-frage fortsetzen und ob wir das Fragengerüst dann ggf. erweitern. Sicher ist aber, dass es eine Fortsetzung geben wird".


Und was sagen nun die Bürger in Berlin und Brandenburg zu ihrem Heimatsender? Für 82% der repräsentativ Befragten sind die Programme des Rundfunk Berlin-Brandenburg relevant, 79% bewerten das Angebot des rbb als informativ und 75% halten den rbb für sympathisch. Die (guten) Werte schlagen sich auch in hohen Nutzungszahlen nieder. Über alle Kanäle hinweg erreicht der rbb jeden zweiten Menschen in Berlin und Brandenburg täglich, 76% nutzen den rbb wöchentlich. Für 59% ist der Sender persönlich wichtig oder sehr wichtig. Die hohe Relevanz des rbb wird gestützt auch durch die gemessenen Vertrauenswerte: Fast drei Viertel der Bevölkerung stimmen der Aussage zu, dem rbb vertrauen zu können, 71% sagen, sie können sich auf den rbb verlassen. In der offen gestellten Frage nach Assoziationen zum rbb bezieht sich nur jede zehnte Nennung auf die Krise des Senders aus dem Jahr 2022, der wichtigste Bezugspunkt ist die Regionalität des rbb. Dass die Angebote des rbb nach Ein-schätzung von 81% der Menschen wichtig sind für die Gesellschaft, zeigt eine breite Akzep-tanz über alle Altersgruppen hinweg.


Dazu rbb-Intendantin Ulrike Demmer: "Das Publikum schätzt und vertraut unseren Program-men und Angeboten und es bewertet sie gut. Das ist ein großer Motivationsschub für alle Kolleginnen und Kollegen im rbb und für die vor uns liegenden Reformen. Wir sind die zen-trale Informationsquelle für Nachrichten aus der Region und für die Region, ein Heimatsender im besten Sinne. Darauf bauen wir weiter auf. Der hervorragende Bekanntheitswert von 94 Prozent im Sendegebiet hilft uns dabei. Wir erreichen jeden Tag rund die Hälfe aller Men-schen in Berlin und Brandenburg."


Doch wie so oft liegen Freud und Leid nebeneinander. Den rbb kennen 91% in Berlin und sogar 97% in Brandenburg, täglich nutzen ihn 50%, 75% wöchentlich. Insbesondere die älteren Menschen nutzen ihn, aber 25% der unter 30-Jährigen können mit dem rbb nichts anfangen. Und auch diese Wahrheiten hat die Umfrage zu Tage gefördert: Für den rbb gibt es ein massives Generationenproblem. Während rd. 90% der Zuschauer im Alter von über 70 Jahren den rbb als „relevant“ ansehen, liegt der Wert bei den 14- bis 29-Jährigen bei gerade mal 70%. Noch extremer ist die Diskrepanz in der Kategorie „spricht mich an“. Hier stimmen fast 80% der Senioren zu, aber nur 50% sind es bei den Jungen. Die hohe Akzeptanz des rbb beim älteren Publikum zeigt sich auch, wenn Assoziationen mit dem rbb abgefragt werden: Nur 8% der über 70-Jährigen denken dabei an „Skandal und Korruption“. Bei den 14- bis 29-Jährigen sehen die Werte dagegen völlig anders aus. Den größten Ausschlag mit 26% gibt es beim Wert „Weiß nicht“, nur 7% sagen „Gefällt mir“ und bei 4% löst der rbb „nichts“ aus. In der rbb-Geschäftsleitung, bei Intendantin Demmer, müssten diese Werte eigentlich schlaflose Nächte hervorrufen. Wer die junge Generation von sich überzeugen kann, hat eine Zukunft – wer es nicht schafft, den betraft das Leben (die SPD und ihre schlechten Umfragewerte sind ein Beispiel für den Vertrauensverlust).


Für den rbb lautet das Fazit aus der Umfrage, gute Bewertungen für die „zuverlässige wie verständliche Darstellung von Ereignissen und Sachverhalten in der Region“ und dafür, dass er „sich an alle Menschen in Berlin und Brandenburg richte“. Dagegen werden am niedrigsten bewertet der „verantwortungsbewusste Umgang mit den Rundfunkbeiträgen“ und „das Angebot für junge Menschen“. Will der rbb die nächsten Jahre bestehen, bei einer veränderten Medienlandschaft und Umorientierung insbesondere in der jungen Generation, werden die derzeitigen Angebote in ihrer Machart nicht ausreichen.


Die negativen Entwicklungen bei der Akzeptanz der neuen Sendung, DER TAG IN BERLIN UND BRANDENBURG um 18 Uhr im Dritten Programm, zeigen es deutlich auf. Erreichte das Magazin am ersten Tag (9.2.2024) im Durchschnitt gute 161.000 Zuschauer (im Wochen-schnitt waren es 137.000), geht es seit dem nur noch bergab. In der Woche vom 19.-23.2.24 lag der Schnitt nur noch bei 108.000 Zuschauern, eine Woche danach bei mageren 97.000 und am Montag dem 25. März konnten nur noch 81.000 Zuschauer erreicht werden. Das Konzept der Sendung geht nicht auf und das große Engagement aller Mitarbeiter wird nicht belohnt. Die Hauptverantwortlichen, Direktorin Martina Zöllner und Intendantin Ulrike Demmer, sollten nach Programm-Alternativen Ausschau halten, bevor das Magazin in der Bedeutungslosigkeit des rbb Programms verschwindet.

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