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Hans-Jürgen Kupka

Die RBB-Krise ist nicht beendet


RBB-Intendantin Katrin Vernau - Foto RBB


Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube. In ihrer Abschiedsrede vor dem Rundfunkrat am 6.7.2023 hat die scheidende Interimsintendantin Vernau gesagt: „Der neue Rundfunk Berlin-Brandenburg hat begonnen - er ist raus aus der Krise.“ Die RBB-Kriese ist natürlich nicht beendet - dafür gibt es zu viele Baustellen mit vielen beteiligten Personen aus Medien und Politik und die Staatsanwaltschaft ist auch noch aktiv. Wer sich allerdings von der Krise verabschieden kann, ist Katrin Vernau - sie darf gutgelaunt zurück zum WDR (auf ihren Posten als Verwaltungsdirektorin) und der hat ja auch viel mehr Geld für sein Spitzenpersonal als der geschrumpfte RBB.

Der RBB wurde von der fristlos entlassenen Intendantin Patricia Schlesinger in den Abgrund gewirtschaftet – sie hatte im Funkhaus einen eigenen Hofstaat errichtet und die öffentlich-rechtlichen Gelder in ein Fass ohne Boden verschwinden lassen: überteuertes Medienhaus, überhöhte Gehälter für die Gefolgschaft, ein sinnloses Bonussystem, Zuschläge für das Führungspersonal vor und während dem ARD-Vorsitz usw. Die ARD, ARD- und WDR-Chef Tom Buhrow, entzogen dem RBB das Vertrauen und schlossen ihn aus ARD-Sitzungen aus. Vom WDR freigestellt, reiste die Ökonomin Vernau mit wenigen Koffern aus Köln an, ver-schaffte sich einen Überblick und stellte den entgleisten RBB wieder auf die Schiene. Die Zukunft ist nicht mehr rabenschwarz sondern nur noch steinig.

Im Funkhaus wurde durchgelüftet und die Mitarbeiter redeten nun Klartext und legten in alle Schlesinger-Wunden den Finger – viele kamen aus dem Staunen nicht heraus. Diese Untiefen hatten sie immer in der Privatwirtschaft gesucht, aber doch nicht im ÖRR. Und Herzogin Patricia I. wurde nicht von kritischen RBB-Redakteuren sondern von einer Springer-Zeitung zu Fall gebracht. Wie peinlich. Mit den Aufräumarbeiten sind Staatsanwalt, Landtag und Anwalts-kanzleien (Kosten bisher 2,55 Mio Euro) beschäftigt. Die Vorsitzenden von Verwaltungs- u. Rundfunkrat sind gegangen und die Landesregierungen wollen die Spitzengehälter auf rd. 180.000 € deckeln (Schlesinger erhielt über 0,4 Mio). Die Reduzierungen werden dann auf alle Tarifgruppen durchschlagen.

Und dann muss der RBB auch im Programm 49,2 Mio Euro in zwei Jahren einsparen. Das 3. FS-Programm wird noch provinzieller, Sendungen werden eingestellt, Personal reduziert und das ARD-Mittags-Magazin wandert zum MDR nach Leipzig. Die Vertrauenskrise lässt sich so nicht beenden – wer will für weniger Programm noch mehr Gebühren zahlen? Laut INSA-Umfrage wollen nur 12% der Bürger 18,36 € und mehr bezahlen. Die ör Versorgungsanstalten müssen komplett umgebaut und demokratisiert werden, und auch der RBB muss seinen Sendeauftrag in den Mittelpunkt seines Daseins stellen und nichts anderes. Erst dann, Katrin Vernau, ist die Krise möglicherweise beendet.

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