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„ARD-Werbung Sales & Services“ beim Dinner im Hamburger Luxushotel „The Fontenay“
„Der Donnerstag in Hamburg war mal wieder so ein Tag, an dem die ARD fleißig Lobbyarbeit in eigener Sache betrieben hat“, so Torsten Zarges im Mediendienst dwdl.de vom 21.9.2018. Für ihre Werbekunden, für die vielen Zweiflern am öffentlich-rechtlichen Unterhaltungs-“Auftrag“ und natürlich für die eigenen Intendanten und Direktoren. Geübte Tradition ist die jährliche ARD-Medienlese, bei der die „ARD-Werbung Sales & Services“ ihren hundert wichtigsten Kunden die Vorzüge der Spot-Platzierung im ERSTEN (Werbe-) Programm schmackhaft macht. Erlaubt sind bis zu 20 Minuten Werbung werktäglich bis 20 Uhr.Sales-Geschäftsführerin Elke Schneiderbanger hatte zum Dinner ins neue Hamburger Luxushotel „The Fontenay“ von Logistik-Unternehmer Klaus-Michael Kühne geladen und strahlte vor lauter (Vorabend-) Quotenerfolgen. Kai Pflaume – nicht nur Moderator des Abends, sondern mit seinem Quiz „Wer weiß denn sowas?“ auch einer der Protagonisten des Quoten-Aufschwungs – wollte von der Vermarktungs-Chefin denn auch wissen: Wozu müsse man bei dieser Erfolgssträhne „überhaupt noch aktiv vermarkten?“ „Im Radio haben wir mehr zu tun“, entgegnete Schneiderbanger und erklärte, dass die Quizschiene am Vorabend um 18 Uhr seit 2014 deutlich über 50 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen zugelegt habe. Auf Spitzen von bis zu 4,5 Millionen Zuschauern insgesamt sei man entsprechend stolz. ARD-Programmdirektor Volker Herres aus München ließ sich in seiner Rede gar zu einer Quotenwette hinreißen. „Können wir neue Rekorde erwarten? Wird die 5-Millionen-Marke fallen?“, fragte er Kai Pflaume, mit Blick auf die kommende Staffel von „Wer weiß denn sowas?“, die am 1. Oktober startet. Während der Moderator sich mit einem „Noch nicht in der ersten Woche“ charmant aus der Affäre zog, wettete Herres auf seine Aussage und stellte eine Essenseinladung für Medien-Profis Pflaume, Bernhard Hoëcker und Elton in Aussicht.
Zwei neue und sehr unterschiedliche Serien waren Volker Herres viele schöne Worte wert. Im Zusammenhang mit „Babylon Berlin“, dessen Free-TV-Premiere (O-Ton Herres: „also die eigentliche Premiere“ – bei Sky lief die Serie bereits) am 30. September um 20.15 Uhr im ERSTEN ansteht, sagte er: „Die Handlung spielt zur Zeit der Weimarer Republik, die als erste deutsche Demokratie gescheitert ist, weil sie ihre Mitte nicht fand. Aktueller kann eine Serie wohl kaum sein.“ Für die seichten Gefilde am Vorabend ist ab 1. November ein weiteres Spin-off des Klinik-Klassikers „In aller Freundschaft“ zuständig, nämlich „Die Krankenschwestern“. Von Jana Brandt, der zuständigen Fiction-Chefin des MDR, erhoffe sich Herres in Zukunft weitere Ableger des Erfolgsmodells. „Ich träume gerade von ‚In aller Freundschaft – Die Welpenklinik'“, rief sie dem Direktor zu – war aber wohl nicht ernst gemeint.
Sowohl Volker Herres als auch Kai Pflaume hatten bei der Medienlese bereits den zweiten Auftritt des Tages. Tagsüber trommelten sie beim erstmals veranstalteten ARD-Unterhaltungsgipfel um die Wette. Hier waren fast alle bekannten Show-Gesichter vom ERSTEN versammelt und die sollten laut Herres „prophylaktisch gegen elitäre Griesgrämigkeit“ wirken. ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber ging es mit dem ARD-Gipfel, zu dem Intendanten, Direktoren, Gremienvertreter, Produzenten und Journalisten eingeladen waren, in erster Linie darum, selbstbewusster aufzutreten und dafür zu sorgen, dass Information und Fiktion der Unterhaltung nicht noch mehr vom Programmbudget wegschnappen. NDR-Intendant Lutz Marmor hob zudem die „verbindende Funktion als gesellschaftlichen Nutzen“ hervor, womit die Unterhaltung aus seiner Sicht zum öffentlich-rechtlichen „Grundauftrag“ gehöre. „Eine Abschaffung würde uns erheblich schwächen.“ Was aber ernsthaft auch nicht gefordert wird. Und wenn, geht es nur um eine Reduzierung von seichten Sendungen wie Boulevard-Magazinen, Seifenopern, Spielshows, Ratespielen, Heimatkrimis, und überhaupt, Krimis in allen Formaten. ARD und ZDF werden in ihren 13 Programmen (inkl. Arte) im gesamten Jahr 2018 insgesamt 8840 Kriminalfilme bzw. -Serien ausstrahlen – pro Tag stolze 26,6 Krimis!
„Wer am späten Abend nach der Medienlese Zeuge wurde, wie ein halbes Dutzend ARD-Intendanten beim Gin Tonic ausgelassen zur Partymusik von Giovanni Zarrellas Vintage-Vegas-Trio tanzte“ – wobei die Hierarchen ausdauernd in die Luft sprangen, „dürfte das wahre Herz für Unterhaltung an der Spitze des ARD-Verbundes erlebt haben“, so dwdl.de. Bei soviel guter Laune und Aktivismus kann es mit dem ARD-Fernsehen nur bergauf gehen. Jetzt müssen nur noch die Zuschauer überzeugt werden oder die Landespolitiker werden die Rundfunkbeiträge reduzieren – so wie vergleichbar in Dänemark und der Schweiz geschehen.
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