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Der ARD Zukunfts-Dialog mit den Bürgern


Tom Buhrow bei der Dialog-Eröffnung mit den Bürgern - Foto: NDR.de


Die ARD sucht den Kontakt zu ihren Programm-Nutzern und Beitragszahlern. Was sollen die öffentlich-rechtlichen Anbieter in Zukunft noch leisten, welche Inhalte sollen sie auf welchen Verbreitungswegen anbieten, welche Wünsche haben die Bürger an die ARD? Die ARD hat rund 200 Bürger über ein telefonisches Losverfahren eines Marktforschungsinstitut ermittelt und eingeladen. Einen Tag sollen ARD-Mitarbeiter mit den Teilnehmen zu verschiedenen Themen diskutieren. „Wir möchten wissen, was die Menschen von uns halten und sich von uns wünschen“, sagt Projektleiter Michael Worringen. Über eine Online-Beteiligungsplattform können sich dann alle Zuschauer beteiligen. Das Projekt „Zukunftsdialog“ soll bis Ende November laufen.

Die Teilnehmer sollen aus allen Bundesländern kommen, alle Altersstufen und Bildungsgrade vertreten und möglichst zur Hälfte zu den ARD-„affinen“-Zuschauern zählen (also denen, die der ARD positiv gegenüberstehen, sich gut abgeholt fühlen) und zur Hälfte zu den eher ARD-kritischen Zuschauern zählen. „Die Zusammensetzung der Losbürger soll vielseitig sein, auch kritische Stimmen wollen wir dabei haben – aber ansonsten nehmen wir keinen Einfluss auf die Auswahl der Losbürger“, sagt Projektleiter Worringen. Warum dieser Dialog, der laut dem Leiter des ARD-Kommunikationsteams Birand Bingül „keine PR-Veranstaltung“ werden soll? „Wir haben gesehen, dass es einen großen Bedarf gibt, die ARD zu vermitteln. Wir machen da noch zu wenig und müssen etwas Gas geben.“

Auftakt war die Dialogveranstaltung am Samstag um 10:30 Uhr (8.5.2021), die als Videokonferenz organisiert war. Es gab Phasen im Plenum, in denen alle Teilnehmer zusammengeschaltet waren, und Phasen in Kleingruppen, in denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zufällig in verschiedene kleine Videokonferenzen eingeteilt wurden. Auch die ARD-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer waren per Videokonferenz zugeschaltet. Die Auswertung hat im Anschluss ergeben, dass 137 Bürger durchgängig an der Veranstaltung teilgenommen haben, so eine ARD-Sprecherin.

Vor Ort im Studio Köln-Bocklemünd waren Moderator Birand Bingül (WDR), ARD-Vorsitzender Tom Buhrow und ein Team für Technik und Auswertung im Hintergrund. Ebenfalls per Losverfahren wurden 4 Journalisten ermittelt, die die Veranstaltung beobachten konnten. Auch diese wurden elektronisch zugeschaltet. Die Auftaktveranstaltung diente unter anderem dazu, die Themen zu identifizieren, die für die Menschen am wichtigsten sind, wenn es um die Zukunft der ARD geht. Sie sind Grundlage für die Online-Beteiligung, die am 31.5.2021 startet. Dann können sich alle Bürgerinnen und Bürger vier Wochen am Dialog beteiligen.

Warum nicht alle 200 Bürger am Dialog teilgenommen haben, erklärt Birand Bingül, Leiter der ARD-Kommunikation so: „Wir haben breit eingeladen, leider haben einige kurzfristig nicht teilgenommen. Wir lernen daraus, dass wir uns um einige Gruppen noch stärker bemühen müssen, um ins Gespräch zu kommen. Ich wiederhole gerne: Wir sind offen für alle Anregungen. Die nächste Chance bietet sich am 31. Mai. Dann öffnen wir online unsere Dialogplattform. Wir werben weiter in alle Richtungen dafür mitzumachen.“

Der Journalist und freie NDR-Mitarbeiter Daniel Bouhs hat persönlich drei Punkte als besonders wichtig wahrgenommen, wie er auf Twitter am 9.5.21 mitteilte:


1. Die ARD muss deutlicher machen, was sie wo bietet - mit offensiven Hinweisen, vor allem aber auch (mit) besserer Mediathek, inkl. gutem Vorschlagssystem. Mehrfach genau so (ist) gefallen: "Die ARD müsste 'ergoogelbar' sein."

2. Sport auslagern in Spartensender (mit dem ZDF) - "damit das Hauptprogramm weiterläuft". Kritisiert wurden die langen Sportstrecken besonders vom Wintersport.

3. "Überrascht mich!" Diskutanten wünschen sich mehr Abwechslung und Mut im Programm - in den vielen Talks bei der Auswahl der Gäste, in Spielfilmen bei den Schauspielern und beim Musikangebot.

Weiter teilt D. Bouhs mit. „Eine Umfrage unter den Teilnehmern ergab, dass vielen zudem die Stärkung der Meinungsvielfalt bzw. Stimmen im Programm besonders wichtig sind und der Fokus auf "Wissenschaft/Bildung/Klima" (liegen sollte). Mehrfach deutlich kritisiert wurde häufiger das Gendern und die Metropolen-Perspektive“. Die vier Medienjournalisten durften anonymisiert aus der Diskussion zitieren. Bouhs war „in einigen Runden mit sehr gemischten, auch ausdrücklich sehr ÖRR-kritischen Leuten ("links-grün-Funk" etc.)“.

Welches Fazit zieht Birand Bingül (WDR) von der ersten Veranstaltung: „Wir haben viel wertvollen Input bekommen. Das hat uns wirklich beeindruckt. Die Bürgerinnen und Bürger waren sehr offen – und haben uns klar gesagt, was Ihnen gefällt und vor allem, was die ARD künftig besser machen kann und soll. Das war die Idee und es ist wirklich schön zu sehen, mit welchen Engagement die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dabei waren. Inhaltlich fand ich zum Beispiel das Thema Regionalität spannend. Mehrere haben betont, dass ihnen unsere Inhalte aus der Region wichtig sind und wir das gut machen – es solle aber nicht angestaubt rüberkommen, wir sollen es modern und hochwertig machen. Da kamen Lob und konstruktive Kritik zusammen, das war oft so, das hat mich beeindruckt“.

Die ARD wird „den Input aus der Veranstaltung von Samstag“ auswerten. Ziel ist es, „die wichtigsten Themen der Menschen zu identifizieren, wenn es um die Zukunft der ARD geht“. Diese Themencluster bilden die Grundlage für die Dialogplattform, die am 31. Mai online geht. In den so entstandenen Themenräumen wird dann weiterdiskutiert. Dann haben alle Menschen in Deutschland die Möglichkeit, sich am Dialog um die Zukunft der ARD zu beteiligen.

Ab dem 31. Mai 2021 wird die öffentliche Dialogplattform auf ard-zukunftsdialog.de freigeschaltet. Vier Wochen lang können sich alle Bürger in sieben Themenräumen mitdiskutieren und ihre Erwartungen an die ARD formulieren. Am 9., 16., und 23. Juni wird es darüber hinaus Live-Diskussionen (jeweils 1 Stunde) mit Vertretern der ARD geben.

Aus der großen Bandbreite der Erwartungen, die die Menschen an die ARD stellen, wurden folgende Themenräume für ard-zukunftsdialog.de entwickelt: Generation Zukunft, Menschen und Meinungen, Wissen und Hintergründe, Region und Lebensgefühl, Programmideen und ARD-Mediathek und -Audiothek. Der Themenraum "Das beschäftigt mich außerdem ..." ist offen gehalten, sodass dort alle anderen Themen angesprochen werden können. Die Rückmeldungen und Ideen aus der Online-Beteiligung werden dann ausgewertet und nach dem Sommer in den neun Landesrundfunkanstalten weiterdiskutiert. Es folgt eine digitale Abschlussveranstaltung im November. Das Fazit des ARD-Zukunftsdialogs soll bis Ende des Jahres vorliegen. Bei soviel Bürger-Dialog kann bzw. muss das Programm ja besser werden.

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