Eine Glosse zu den Rundfunk-Finanzen
Tom Buhrow bildquelle WRD/Herby Sachs
… so die wahren Worte des ARD-Vorsitzenden und WDR-Intendanten Tom Buhrow. Der ARD-Chef und der ZDF-Intendant Thomas Bellut wollen noch mehr Geld für den ÖRR haben. Es reicht nicht – für 19 Fernseh- und 77 Radio-Programme (plus über 100 Webchannels) und 42.000 feste und freie Mitarbeiter/innen in den 12 Sendeanstalten (plus Deutsche Welle, welche aber aus Bundessteuern finanziert wird). Es geht um die Frage, kann die Politik den Normal- und Geringverdienern einen noch höheren Rundfunkbeitrag zumuten. Dieser soll 2021 um 86 Cent von 17,50 auf 18,36 Euro im Monat erhöht werden – nach 11 Jahren.
Tom Buhrow & Co. sind sich ganz sicher: Die Gebühr muss erhöht werden – uns laufen die Kosten davon. Die Privathaushalte und Klein-Unternehmer kennen das sehr gut. Aber der öffentl.-rechtl. Rundfunk mit weit 10 Mrd. Euro Gesamteinnahmen aus Gebühren, Werbung, Zinsen, Vermietungen, Verkauf von Serien und Filmen? Wer jährlich nur aus den Gebühren rund 8 Mrd. Euro erhält, sollte der nicht damit anfangen kleinere Brötchen zu backen? Frei nach dem Motto weniger ist mehr. Statt unzähligen Programm-Angeboten aller Art, darunter teure Massen-Unterhaltung und seichte Sendungen, sollten da nicht besser weniger Sendungen mit mehr Qualität gesendet werden? Warum ist bei ARD und ZDF das Quoten-Denken mittlerweile eine olympische Disziplin geworden?
Ja, wir verschlanken uns seit vielen Jahren, so Tom Buhrow. Auch wenn die Leute es uns nicht ansehen, aber sie sollten uns glauben. Und versprochen, wir machen weitere Reformen. In den nächsten 8 Jahren werden wir pro Jahr rund 130 Mio. Euro einsparen – das ist ein gigantisches Projekt. Und wenn die Politik uns sparsamen Rechnern nicht mehr Finanzen zubilligen wird, dann wird das Publikum es sehen und hören. Dann müssen wir leider viele Programme reduzieren und Sendungen einstellen. Es wird hart. Aber ich kann auch nichts dafür das der ÖRR so teuer ist und die BBC in London nur rund 5,5 Mrd. Euro im Jahr benötigt.
Und wenn Kritiker sagen, ARD und ZDF seien ein Fass ohne Boden, dann mag es auch stimmen. Aber in Deutschland ist auch die Energie die teuerste in der Welt. Und ja, wir Intendanten und Intendantinnen sind unser Geld wert. Wenn der bescheidene Ministerpräsident Reiner Haseloff von Sachsen-Anhalt im Jahr nur 175.000 Euro verdient und ich, der Rheinländer Buhrow, über 400.000 Euro, dann hat es schon seine Richtigkeit. Ich leite den WDR und bin Steuermann vom ARD-Tanker. Diese Aufgaben möchte kein Politiker übernehmen. Aber, mein ZDF-Kollege Thomas Bellut verdient 369.000 Euro und MDR-Intendantin Karola Wille nur 275.000 Euro jährlich. Das sollten die Bürger/innen honorieren. Etwas geschockt war ich natürlich, als ich bei meinem Besuch in Magdeburg erfahren habe, wie gering die Einkommen der Menschen im Land sind. Danach liegt das durchschnittliche Einkommen in Sachsen-Anhalt bei 35 000 Euro pro Jahr. Darin sind aber die Spitzengehälter enthalten. Das bedeutet, das Medianeinkommen der tatsächlich normal arbeitenden Bevölkerung liegt bei nur ca. 27.000 Euro. Ich sage es aber seit Jahren, Löhne, Gehälter und Renten sind zu niedrig. Hier müssen die Tarifparteien ihre Arbeit machen, so wie wir im WDR.
Der ÖRR erfüllt für unsere Gesellschaft eine notwendige Aufgabe - er ist der Kitt der Gesellschaft. Aber die Rundfunkgebühr ist keine Demokratie-Abgabe, da hatte sich mein Fernsehdirektor Jörg Schönenborn vor Jahren leider vertan. Wir sollten nicht erzieherisch auftreten – das gilt für alle Redakteure und Reporterinnen. Wir von ARD und ZDF sind die Arena des Dialogs – auch wenn es nur wenige Debatten-Sendungen mit dem Publikum gibt. Aber in schweren Zeiten will das Volk ja auch unterhalten werden. Und gute Unterhaltung und Sport sind nun einmal sehr teuer. Darum ist die Gebühren-Erhöhung notwendiger denn je. Das große Publikum muss uns glauben.
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