Foto HMTG: Hannover Kröpcke-Uhr
Junge Generation hat sich vom klassischen Fernsehen verabschiedet
Nach einer aktuellen Untersuchung von Camille Zubayr (ARD-Medienforschung) und Heinz Gerhard (ZDF-Medienforschung) über die Fernsehnutzung in Deutschland, hat jeder Bürger 2017 täglich 221 Minuten mit dem Fernsehen verbracht, 2016 waren es noch 223 Minuten. Veröffentlicht wurden die Daten in der neuen Ausgabe von „Media Perspektiven“ (3/2018).
In der Nutzung gibt es aber sehr große Unterschiede in den verschiedenen Altersgruppen. „Die Differenz zwischen den Generationen bei der klassischen Fernsehnutzung wächst zusehends“, so die Autoren. Der jahrelange Trend, wonach Jugendliche und junge Erwachsene verstärkt alternative Anbieter und Vertriebswege, wie Internetplattformen und Streamingdienste nutzen, vertieft sich Jahr für Jahr. Die 14- bis 29-Jährigen schauen täglich nur 94 und die über 60-Jährigen 248 Minuten fern. Dafür kommen bei den Jüngeren noch täglich 53 Minuten für Streamingdienste hinzu.
Die Programme mit der größten Reichweite (Marktanteil) waren das ZDF (13%), die Dritten (12,8%), die ARD (11,3%) und RTL (9,2%). Dabei hat die ARD 0,8 Prozentpunkte verloren und ebenso RTL (0,5%). Die dritten Programme legten um 0,7 Prozentpunkte zu, dass ZDF blieb stabil. Extreme Unterschiede gibt es aber bei den Altersgruppen in der Nutzung. In der Altersgruppe der 14- 49-Jährigen (rd. 45% der Gesamtbevölkerung) erreichen ARD und ZDF nur noch geringe Marktanteile von 6,6 bzw. 6,1 Prozent. Für die Jugendlichen halbieren sich diese Daten noch einmal und bei den Dritten steht eine Zwei vor dem Komma. Nur RTL schafft mit 12,2% bei den 14- bis 49-Jährigen noch die Zehn-Prozent-Marke, nachdem auch PRO7 auf 9,5% abgerutscht ist.
Am Donnerstag, dem 5. April 2018, haben ARD und ZDF die Jahreswerte (Marktanteil) von 2017 noch einmal unterboten – mit 5,6 bzw. 5,8 Prozent. Bei der halben Bevölkerung in Deutschland spielen ARD und ZDF nur noch eine untergeordnete Rolle (s. Tabelle). Im Jahr 2017 war die meistgesehende Sendung das sogenannte „TV-Duell“ zur Bundestagswahl mit 16,3 Millionen Zuschauern (gleichzeitig von fünf Anbietern übertragen). Ansonsten führen „König“ Fußball und „Tatort“-Krimis die Hitliste der Fernsehnutzung an. Im Bereich Film/Serie hat sich der Krimi-Anteil von 37 Prozent im Jahr 2012 um 24,3% auf 46 Prozent im Jahr 2017 erhöht. Kritiker bezeichnen diese Entwicklung als Krimi-Wahnsinn ohne Ende. Insgesamt betrachtet ist es daher an der Zeit, den „Sendeauftrag für die Grundversorgung“ durch die Landesgesetzgeber zu überarbeiten und an die gesellschaftlichen Entwicklungen für Gegenwart und Zukunft anpassen zu lassen.
Marktanteile Fernsehanbieter 2016 bis 2018 Donnerstag 5.4.18
ab 3 Jahren 14 – 49 J.
2017
ab 3 J. 14 – 49 J.
2016
ab 3 J. 14 – 49 J.
ARD
ZDF
Dritte
RTL
Sat.1
PRO7
VOX
Kabel 1
RTL 2
11,2%
13,9
12,6
8,0
6,8
4,7
4,7
3,5
2,6
5,6%
5,8
–
10,6
8,9
10,2
7,3
5,5
5,2
11,3%
13,0
12,8
9,2
6,7
4,5
5,1
3,4
3,2
6,6%
6,1
5,1
12,2
8,4
9,5
7,2
4,8
5,3
12,1%
13,0
12,1
9,7
7,3
5,0
5,2
3,8
3,5
7,4%
6,7
4,8
12,8
8,7
10,4
7,0
5,1
5,7
Quelle: ARD-Medienforschung, Media Perspektiven, Quotenmeter.de
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