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Der RBB-Bettelbrief


RBB-Fernsehzentrum - Foto Hanna Lippmann


Berlin ist immer für eine neue Überraschung gut - der RBB in der Nach-Schlesinger-Zeit aber ganz besonders. Durch die jahrelange Misswirtschaft durch Intendantin Patricia Schlesinger, ist die mittelgroße Sendeanstalt in eine gewaltige Schieflage geraten. In den Jahren 2023 und 2024 müssen 49,2 Mio Euro eingespart werden. Beim Programm sind 21 Mio Euro und so wird sich das RBB-Fernsehen auf die Zeit zwischen 18.00 und 22.00 Uhr konzentrieren und ein typisches (preiswertes) Regionalprogramm ausstrahlen. Dabei haben sich die Erträge von 2022 auf 2023 von 493,8 Mio auf 538,8 Mio Euro erhöht, während die Ausgaben von 567,4 Mio auf 563,4 Mio Euro sanken. Der Fehlbetrag konnte von 73,6 Mio auf 24,7 Mio reduziert werden. Zu verdanken hat der RBB diesen Umstand den Rundfunkbeitragszahlern: hier erhöhte sich die Geldsumme von 419 Mio auf 464,3 Mio Euro. Es zogen insbesondere mehr Bürger nach Berlin.

Um die Kosten weiter zu reduzieren, hat am Wochenende aber eine Aktion von Interimsintendantin Katrin Vernau für sehr viel Aufsehen gesorgt. Vom "Tagesspiegel" berichtet und von der RBB-Pressestelle gegenüber "DWDL" bestätigt, hat die RBB-Chefin und studierte Ökonomin Dr. Vernau Briefe an Ruhegeldempfänger geschrieben. Wie der RBB mitteilte, gingen diese an 23 Empfänger – konkret 18 Altersrentner und fünf Hinterbliebene. In den Briefen wurde die Bereitschaft ausgelotet, ob diese "einen persönlichen Beitrag zur Konsolidierung des RBB-Haushalts" leisten möchten.

Not macht bekanntlich erfinderisch und der RBB kann wirklich jeden Euro gebrauchen. Und während die Verursacherin des finanz. Desasters um ihr "Ruhegeld" von 18.300 Euro vor dem Arbeitsgericht klagt, fragt ihre Nachfolgerin nach, ob ehemalige Mitarbeiter zugunsten des RBB freiwillig auf Geld verzichten. In den Briefen sei ebenfalls abgefragt worden, ob man – im Falle einer Zustimmung und somit eines Verzichts – dies auch kommunizieren dürfe. Konkretes wollte der RBB aber nicht mitteilen. Vorstellen kann man sich durchaus, die edlen Spender mit Foto und Namen vor Sendebeginn der populären Regionalmagazine für Berlin und Brandenburg einzublenden. Nach "Tagesspiegel"-Angaben hat Katrin Vernau diesen Schritt auch getan, weil sich derzeit die öffentliche Kritik gegen Ruhegeld-Regelungen richtet: Während die Bürger mit einer Inflation von 8 bis 10 Prozent zu kämpfen haben, sehen müssen, wie sie ihre "Bude warm kriegen", so der ARD-Vorsitzende Kai Gniffke, klagt die alte Führungsgruppe um Schlesinger um hohe Ruhegelder. Und bei Summen zwischen 7.000 und 20.000 Euro pro Monat, kocht natürlich die Volksseele. Bei den Empfängern dieser RBB-Post soll es aber nach "Tagesspiegel"-Angaben im Adressaten-Kreis "rumoren", die Rede sei mitunter von einer "Unverschämtheit".

In der Privatwirtschaft ist es in Krisenzeiten durchaus üblich, wenn Mitarbeiter für einige Monate auf einen Teil ihres Lohns verzichten, um Unternehmen und Arbeitsplätze zu retten. Dafür wird mit dem Betriebsrat ein konkreter Plan ausgehandelt. Warum hat die Ökonomin Dr. Vernau nicht diese Idee der RBB-Belegschaft von 1.475 Mitarbeitern vorgeschlagen? Entsprechend der Einkommenshöhe wird ein prozentualer Beitrag einbehalten - oben mehr, unten weniger. Damit hätte der öffentliche Dienst, der RBB, seine Solidarität gegenüber den (armen) Bürgern in Berlin und Brandenburg ganz konkret beweisen können. Und wenn dann auch noch Gutverdienerin Dr. Vernau auf ihren monatlichen RBB-Mietzuschuss von 1.000 Euro für ihre Zweitwohnung in Berlin verzichten würde, bei einem Jahresgehalt von rd. 0,3 Mio Euro wohl kein Problem, könnte der RBB in der Bevölkerung stetig sein lädiertes Ansehen steigern. Könnte.


Nachtrag: Laut RBB-Pressestelle hat sich kein Ruhegeldempfänger bereit erklärt, auf einen Teil der Pension zugunsten des RBB zu verzichten. Oder wollte Intendantin Vernau nur sicher gehen, dass dort nichts zu holen ist? Bei den Boni hatte das Verfahren bekanntlich geklappt. Berlin und der RBB sind immer für Überraschungen gut.

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